Als «Emmental-Kenner» bin ich angesprochen worden, für die Regio-Zeitung ein paar spannende Geschichten über das Emmental zu schreiben. Ich nehme Sie gerne mit auf einen Besuch ins Schloss Trachselwald, das stolz über dem Dorf thront. Von weitem sichtbar hat es über Jahrhunderte hinweg die Geschichte der Region mitgeprägt – und steht heute leer.
Hier lebten und wirkten 71 Landvögte, vier Oberamtmänner und elf Regierungs-statthalter. Der letzte Statthalter war Markus Grossenbacher. Bis Ende 2009 arbeitete er oben im Schloss. Zeit also, um wieder etwas Neues, etwas «Hoffnungsvolles» zu realisieren.
Die Reformation und die Täufer
Ab 1528, zur Reformationszeit im Kanton Bern, wurde das Schloss zur unrühmlichen Stätte, wo Menschen, die eine andere Ansicht gegenüber Staat und offizieller Kirche hatten, als Staatsfeinde bezeichnet wurden. Diese Frauen und Männer, die sich Gott alleine gehorsam fühlten, die keinen Eid leisteten und die Waffen verweigerten, wurden verfolgt, enteignet, verurteilt, hingerichtet oder des Landes verwiesen. In den Romanen «Die Furgge» von Katharina Zimmermann und «Das Ketzerweib» von Werner Ryser kann dieses schwarze Kapitel unserer Geschichte eindrucksvoll nachgelesen werden. Der offizielle Zivildienst in unserer Armee, und die vielen Besuche aus Amerika von Mennoniten und «Amish People» zeugen noch heute von den Auswirkungen der Geschichte seit dem 16. Jahrhundert. Leider ist es nach dem Täuferjahr 2007 nicht gelungen, auf Schloss Trachselwald ein Zentrum für Frieden und Menschlichkeit aufzubauen. Das Geld fehlte.
Der Bauernkrieg
1653 wurde das Schloss Trachselwald erneut Schauplatz schauriger Tatsachen. Im Bauernkrieg wurde der Anführer der Bauern, Niklaus Leuenberger, von Gleichgesinnten verraten, hier vom damaligen Landvogt Tribolet eingesperrt, später über Burgdorf nach Bern geführt und dort nach vergeblichen Bemühungen zur Freisprechung öffentlich hingerichtet. Sein Kopf wurde auf dem Galgen befestigt, sein Körper viergeteilt und an den Ausfallwegen Berns als Mahnmal zur Schau aufgestellt – wiederum ein sehr dunkles Kapitel.
«Wäre doch schön, wenn sich spätestens ‹morgen› etwas Hoffnungsvolles auf Schloss Trachselwald abspielen würde!»
Gotthelf – Friedli – C.A. Loosli
Im Schloss könnte heute auch ein Zentrum für Dialekte und Volksgeschichte untergebracht sein. So hätte es ein anderes, leider gescheitertes Projekt für das leerstehende Gebäude vorgesehen. Dabei haben Gotthelf mit seiner Armenerziehungsanstalt und Emanuel Friedli, ebenfalls ein berühmter Schriftsteller aus Lützelflüh, der als Zögling auf Trachselwald weilte und später für sein literarisches Schaffen gar den Ehrendoktor der Universität Bern erhielt, hier eindrückliche Spuren hinterlassen. Nicht zu vergessen ist C.A. Loosli, der Rebell von Bümpliz, der wie Gotthelf Wesentliches und Zeitloses zum Kapitel der Verdingkinder verfasst hat. Sein Werk «Anstaltsleben» liest sich noch heute als eindringliche Mahnung an Verantwortliche, die mit Kindern in Not zu tun haben.
Hoffnung nach dunklen Episoden?
Auch hier Beispiele für dunkle Episoden unserer Geschichte, die sich auf dem und rund um das Schloss Trachselwald abgespielt haben. Räumlichkeiten wären zu Hauf vorhanden, auch Interesse hätte bestanden – doch erneut fehlte das nötige Geld.
Wäre doch schön, wenn sich spätestens «morgen» etwas Hoffnungsvolles auf Schloss Trachselwald abspielen würde. Das wäre für mich «Hope Emmental».