Mut fassen und loslassen

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Markus und Evelyne Aebi
Markus und Evelyne Aebi

Über vier Generationen war die Tschamerie 34 in Hasle b. Burgdorf eine Töpferei. 2012 haben Markus und Evelyne Aebi Mut gefasst und den Familienbetrieb in ein stilvolles Land-Café mit Geschenkboutique und Mini-Hotel umgewandelt. Wie gehen sie mit dem erzwungenen Stillstand durch die Coronakrise um?

Markus und Evelyne Aebi, wenn ihr euch an das Frühjahr 2020 erinnert, welche Gefühle und Gedanken steigen in euch auf?
Die Ankündigung des ersten Lockdowns im März 2020 war ein grosser Schock für uns! Man verabschiedet seine letzten Gäste, räumt alles auf, löscht das Licht – und wälzt viele Fragen… Wir hatten schon ein mulmiges Gefühl, was unsere Zukunft betrifft. Niemand konnte wissen und abschätzen, wie sich die Lage entwickeln würde.

Wie seid ihr mit der freien Zeit und Ungewissheit umgegangen?
Wir haben lange Gespräche miteinander geführt und sind häufig spazieren gegangen. Es kam nicht drauf an, ob wir eine oder drei Stunden im Wald waren; das hat gutgetan. Wir haben auch viel gelesen. Als wir eines Abends in der Bibel lasen, stiessen wir auf die Passage in Zefanja, Kapitel 3, Vers 17. Dort steht: «Ich bin der Herr, euer Gott, ich bin in eurer Mitte, ich bin stark und ich helfe euch.» Das schlug in meinem (Evelynes) Herzen ein wie eine Bombe. Diese klare Zusage holte mich aus meinem Loch heraus. Ich hatte wieder Perspektive, konnte Hoffnung schöpfen und neue Kraft. Wir wussten beide, mit Gottes Hilfe würden wir es schaffen.

Welchen Verlauf nahm das Jahr und was hat euch gefreut?
Nach dem Lockdown waren viele Gäste verunsichert, der Betrieb kam nur langsam in die Gänge. Aber wir hatten einen guten Sommer und dafür sind wir sehr dankbar. Als die Fallzahlen im Herbst wieder stiegen, stand unser Hauptgeschäft auf dem Spiel: die Winter- und Weihnachtsaison mit Märkten und Messen. Tatsächlich wurde alles abgesagt. Der zweite Lockdown hat mir (Markus) mehr zu schaffen gemacht.

Das Land-Café in Hasle

Viele Betriebe in eurer Branche fühlen sich ungerecht behandelt. Habt ihr keine Wolle im Bauch?
Sicher, man fühlt sich machtlos und durch die Beschlüsse der Regierung hin- und her «gespickt» wie ein Pingpongball. Wir hatten wie viele andere Gastronomen alle Regelungen befolgt und in Schutzkonzepte investiert. Entsprechend hart war es, die erneute Schliessung für Gastrobetriebe zu akzeptieren. Aber wir sind positive Menschen, versuchen, stets das Gute zu sehen. Wir erleben auch eine grosse Wertschätzung unserer Kunden. Vieles sind ältere Personen, die das Café sehr vermissen. Wir führen mit zahlreichen Menschen sehr persönliche Gespräche. Wir sind auch dankbar, verschiedene Standbeine zu haben. Die Hotelübernachtungen waren über den Winter sehr gut gebucht.

Die wärmere Jahreszeit hat begonnen, die Erfahrung vom letzten Jahr zeigt, dass sich die Lage entspannen könnte. Euer Rück- und Ausblick?
Krisen gehören zum Leben, sie können auch ein Segen sein. Man überdenkt sein Leben. Ich (Markus) habe schon so manche Krise überstanden. Jede hat mich weitergebracht und ich habe viel lernen dürfen. Leben besteht aus Loslassen. Aber man fragt sich schon, welchen Lauf die Welt nehmen wird, in welches Wertesystem wir hineingeraten. Was ist noch wahr, auf wen können wir uns verlassen? Wenn Zweifel auftauchen, rufen wir uns jeweils den Bibelvers aus dem Buch Zefanja in Erinnerung. Ohne unseren Glauben könnten wir nicht so ruhig und geduldig bleiben. Es ist nicht so, dass mit Gott in unserem Leben alles rund läuft. Aber er lässt uns nicht fallen, sondern fängt uns auf. Trotz aller Ungewissheit bleiben wir zuversichtlich und freuen uns auf einen guten, schönen Sommer.

Hier geht es zur Webseite vom Land-Café

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