Donnerstag, 2. Mai 2024

Hunde können Türen öffnen

Claudia Jaussi, 52 Jahre alt, wohnt in Bowil
Die positive Lebenseinstellung der einstigen Radiomoderatorin von neo1 und heutigen Gemeindepräsidentin von Bowil ist ansteckend. Lesen Sie, wie Claudia Jaussi in ihr neues Tätigkeitsfeld, die Bowen-Therapie, fand.

Medien, Menschen, Musik, Medizin – Claudia Jaussi ist eine aufgeschlossene, vielseitig interessierte Frau. «Unser Wohlstand scheint nicht der Schlüssel zum Glück zu sein», steigt sie philosophisch ins Gespräch ein und erinnert an das Lied von Mani Matter «Warum syt dir so truurig». Claudia erzählt, dass Tunesier auf die Frage «Wie geht es dir?» mit dem arabischen Wort «Hamdullah» antworten und so ihre Dankbarkeit zum Ausdruck bringen würden. Diese Einstellung sei ihr sympathisch, Glück hänge mit dem Blickwinkel zusammen. «Anstatt darauf zu sehen, was uns fehlt, können wir dankbar sein für das, was wir haben», sagt die Bowilerin. Ein weiterer Song, der sie inspiriert, ist «Mach Fähler» von Troubas Kater. «Der Song sagt aus, dass wir alle Fehler machen, nicht perfekt sind und dies auch nicht sein müssen», betont Claudia. Das Streben nach einem perfekten Leben und der perfekten Welt  führe früher oder später zu Unzufriedenheit. Entspannung sei angesagt.

Über die Wunder in der Natur

«Grundsätzlich bin ich ein sehr optimistischer Mensch», beschreibt sich Claudia selbst. «Bei mir ist das Glas immer halbvoll.» Sie sehe primär das Potenzial und die Möglichkeiten und frage sich oft, was ihr Beitrag zur Verbesserung einer Situation sein könne. «Das, was wir haben zu erhalten, betrachte ich als wichtige Aufgabe.» Dazu zähle auch der Umweltschutz. Claudia erklärt: «Ich bin immer wieder beeindruckt, wie die Natur funktioniert. Bäume wachsen an Orten, wo man es nicht für möglich halten würde, kuriose Lebewesen überleben in den kargsten Umgebungen.» Sie spricht hierbei von einem Wunder und betont: «Diesen Wundern in der Natur müssen wir unbedingt Sorge tragen.»

«Grundsätzlich bin ich ein sehr optimistischer Mensch.»

Wenn sich der Weg gabelt

Acht Jahre lang moderierte Claudia Radiosendungen bei neo1 und arbeitete die folgenden fünfzehn Jahre in der Redaktion desselben Senders. Nach knapp 23 Jahren hatte sie am 28. Februar 2023 ihren letzten Arbeitstag. Gerne blickt sie auf ihre Zeit bei neo1 zurück, die zwar anstrengend, vor allem aber bereichernd gewesen sei. «Wer Radio macht, muss seine Komfortzone verlassen und sich auch mit Themen beschäftigen, die einen persönlich weniger interessieren.» Der Entscheid, ihren geliebten Job aufzugeben, hatte sich angebahnt. Claudias neues Engagement als Bowen-Therapeutin nahm sie zeitlich immer mehr in Anspruch. Da sie seit Januar 2020 auch das Amt der Gemeindepräsidentin innehat, sah sie sich an einer Weggabelung in ihrem Leben.

Gesunde Hunde und Menschen

«Ein Hund, den ich regelmässig betreute, war schuld an meiner beruflichen Neuausrichtung», erzählt Claudia. «Mit dem sensiblen Hund besuchten wir eine Verhaltenstherapeutin, die glaubte, dass die «Canine Bowen Technique» (cbt) dem Hund helfen könnte.» Die Hundesitterin hatte noch nie von dieser Methode gehört und fing sofort Feuer. Schliesslich entschied sich Claudia, eine entsprechende Ausbildung zu absolvieren, um diese Therapieform auch Menschen zugänglich zu machen. Noch immer ist Claudia begeistert von der alternativen Heilmethode, welche die Selbstregeneration des Körpers anregt. Sie freut sich: «Ich kann bereits arbeiten und habe eine eigene Praxis eröffnet.» Um von Krankenkassen anerkannt zu werden, benötigt sie eine Weiterbildung und ist aktuell dabei, die für das Diplom erforderlichen Übungsstunden zu absolvieren.

«Wer Radio macht, muss seine Komfortzone verlassen und sich auch mit Themen beschäftigen, die einen persönlich weniger interessieren.»

«Bleiben Sie zuhause!»

Seit Januar 2020 ist Claudia Gemeindepräsidentin von Bowil. Durch die Schule ihrer Kinder oder den Kirchenchor kannte sie bereits viele Einwohner des Bauerndörfchens mehr oder weniger gut. «Ich hatte mich sehr darauf gefreut, den Menschen als Gemeindepräsidentin zu begegnen und sie besser  kennenzulernen», sagt Claudia. Und dann kam die Pandemie. «Da ich aufgrund einer Vorerkrankung zur Risikogruppe gehöre, blieb ich brav zu Hause.»
Noch heute staunt und freut sie sich darüber, wie solidarisch die Bowilerinnen und Bowiler in der Krise miteinander umgegangen seien. «Corona hat uns alle gefordert. Gemeinsam haben wir die Krise überwunden. Das macht mich zuversichtlich, dass wir auch künftige Herausforderungen meistern werden.»

Zur Person:

Einer meiner Lieblingsplätze in Bowil:
Die Freizeitanlage Schächli am Bach. Auch unser Zuhause ist ein Rückzugsort für mich
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Meine Lieblingsserie oder mein Lieblingsbuch:
Es gibt viele Bücher, die mir wichtig sind. Gerne erwähne ich das Kinderbuch «Brüder Löwenherz» von Astrid Lindgren.

Meine Lieblingsjahreszeit:
Der Herbst.

Diese App auf meinem Handy haben nicht alle:
Es ist zwar keine App, aber den Link auf die Internetseite learngaelic.scot
haben wohl nicht viele auf dem Handy. Ich interessiere mich für die keltische Sprache Gälisch.

Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: HOPE-Regiozeitungen