Freitag, 3. Mai 2024

Im Kampf für Konsumenten

Sara Stalder
Ihr Gesicht ist bekannt in der Schweiz: Auftritte im SRF oder in Zeitungen wie Blick, Tages-Anzeiger oder 20 Minuten sind für sie keine Seltenheit. Sara Stalder aus Sumiswald ist seit 2008 Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz.

«Uns geht die Arbeit noch lange nicht aus!», sagt Sara Stalder. Denn bezüglich Konsumentenrechte sei die Schweiz leider ein Entwicklungsland. Ihr Ziel sei, mehr Transparenz, Verständlichkeit und Vergleichbarkeit bei den Angeboten auf dem Markt hinzukriegen, sodass möglichst niemand über den Tisch gezogen wird. Es gehe darum, einen Ausgleich zu schaffen und die Konsumentinnen und Konsumenten in Augenhöhe mit den Wirtschaftsakteuren zu bringen, so die 56-jährige Emmentalerin.

Auch politisch mischt sich die Stiftung für Konsumentenschutz immer wieder ein, wo es ihren Zielen entspricht. Ein grosser Erfolg sei die Einreichung der «Fair-Preis-Initiative» Ende 2017 gewesen, mit der man Massnahmen gegen die Hochpreisinsel verlangt. Solche Engagements seien für ihr kleines Team aber mit einem immensen Effort verbunden, berichtet Sara Stalder.

Nicht nur anprangern

Das Engagement der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) umfasst dabei nicht nur das «Anprangern» fehlbarer Anbieter. Sie bietet auch konkrete Handlungshilfen für den Alltag der Konsumentinnen und Konsumenten. Eine Erfolgsgeschichte seien die Repair-Cafés, von denen es in der Schweiz bereits über 150 an der Zahl gebe, schwärmt Sara Stalder. Dort können Gegenstände wie Geräte, Kleider oder Spielsachen, welche die Händler nicht mehr flicken wollen, in die Reparatur gegeben werden. «Wir wollen auch Impulse geben, die den Konsumenten das Leben erleichtern. » Dazu gehören auch die Med-Cafés, in denen Menschen eine zweite Meinung zu einer medizinischen Diagnose einholen können.

Vor kurzem eröffnete die SKS zudem in Bern die erste «LeihBar» der Schweiz. Dort werden Alltagsgegenstände, die nur selten zum Einsatz kommen, ausgeliehen. Auf der Webseite der Stiftung wird dazu die Bohrmaschine als klassisches Beispiel erwähnt: «Die Bohrmaschine wird gemäss Studien während ihrer Lebenszeit nur ca. 11 Minuten verwendet!» Durch die «LeihBar» können Dinge, die selten gebraucht werden und zuhause die meiste Zeit nur unbenutzt rumliegen, einem grösseren Personenkreis zugänglich gemacht werden.

Der Faktor «Freude»

Sara Stalder ist als Müllerstochter am Rand des Dorfs Dürrenroth aufgewachsen, zehn Kilometer entfernt von ihrem heutigen Wohnort Sumiswald. Nach dem Lehrerseminar war sie von 1987 bis 2001 Klassenlehrerin an der Primarschule Rüegsau, Wasen-Kurzenei und von 2001 bis 2008 als ausgebildete Schulleiterin mit 200 Schülern und 35 Lehrkräften tätig.

Ihren Wechsel vom Schulzimmer ins Konsumentenschützer- Büro an der Monbijoustrasse in Bern erklärt sie ganz unspektakulär. «Ich wollte einfach für den zweiten Teil meines Erwerbslebens noch etwas anderes sehen.» Sie habe querbeet gesucht und sich unter anderem auch für diese Stelle beworben. Sie sei dankbar, auch heute einer Arbeit nachgehen zu dürfen, die ihr Freude bereitet. «Ich will etwas machen, was Sinn macht. Zum Glück gelingt es unserem Team immer wieder, Verbesserungen für die Menschen in ihrem Konsumalltag zu bewirken. Das ist sehr motivierend für mich.»

Heimatverbunden und weltoffen

Auftanken kann Sara Stalder vor allem draussen an der frischen Luft. Sie bewege sich gerne in der Natur – ob beim Wandern, Joggen oder Velofahren. So holt sie die Kraft für ihren Alltag. Sonst ist vom Privatleben nicht allzu viel in Erfahrung zu bringen. Das habe sie mit ihrer Familie so abgemacht, stellte die Konsumentenschützerin auch in der Sendung «Musik für einen Gast» im Schweizer Radio SRF fest, obwohl sie dann doch noch einiges aus ihrem Leben preisgab. Hier zur Sendung.

Trotz ihrer Verbundenheit mit dem Emmental, hält sich Sara Stalder sehr gerne auch in grossen Städten auf – allerdings ausserhalb der Touristenzonen. Hier könne sie für ihre Arbeit viele überraschende Inspirationen holen. «Der Quervergleich mit dem Ausland ist wichtig, wenn man gegenüber der Wirtschaft argumentieren muss. Und manchmal entdecke ich im Ausland fantastische Lösungen, wie Konsumentinnen und Konsumenten sauber über Produkte informiert werden. Dann nehme ich das gerne in meinen Ideenschatz und versuche, in diese Richtung wieder in der Schweiz einen Impuls zu setzen.»

Autor: Florian Wüthrich
Quelle: HOPE-Regiozeitungen