Montag, 6. Mai 2024

Warum Evangelisation?

Evangelisation
Warum evangelisieren wir? Einige sagen sich, dass sie nicht evangelisieren müssen, wenn sie keine Freude daran empfinden; andere betonen den Gehorsam gegenüber dem Missionsbefehl von Jesus. Muss man aus Gehorsam evangelisieren?

Lebendige Gemeinden erkennt man unter anderem daran, dass niemand für Evangelisation werben muss. Ganz natürlich teilen die Mitglieder ihren Glauben mit ihren Freunden und lassen sich von der Freude derjenigen anstecken, die gerade zum Glauben gefunden haben.

Begeistert von Jesus

Jesus sagt in Matthäus, Kapitel 12, Vers 34: «Wovon das Herz erfüllt ist, das spricht der Mund aus!» Tatsächlich muss niemand, der von Jesus begeistert ist, mit vielen Argumenten überedet werden, den Glauben zu teilen. Viele mögen nicht wissen, wie sie dies tun können und leiden vielleicht unter dieser Tatsache. Für einen begeisterten Christen ist das Erzählen davon, was Jesus in seinem Leben gewirkt hat, aber auf jeden Fall etwas Gutes.

Weshalb müssen wir uns nun für die Evangelisation einsetzen? Diese Frage erübrigt sich, wenn unser Herz für Jesus brennt. Dann braucht es weder Überredungskünste noch einen Appell, dem Gebot von Jesus gehorsam zu sein. Vielmehr braucht es ein «du darfst!» und vielleicht jemanden, der zeigt, wie es getan werden kann.

Der Profi macht es für uns alle

Lange Zeit wurde das Wort «Evangelisation» in Verbindung gebracht mit grossen Veranstaltungen und einem bekannten Redner. Obwohl heute Evangelisation nicht mehr als Synonym für Wilhelm Pahls oder Billy Graham steht, denken viele Christen an einen grossen Anlass.

Evangelistische Events haben noch immer eine Bedeutung. Oft findet dabei ein positives Miteinander lokaler Kirchen statt und die Anlässe sind eine Gelegenheit, kirchendistanzierte Menschen einzuladen. Gegenüber vergangenen Jahrzehnten hat sich eine Sache aber verändert: Früher genügte der Event, um Menschen zu Jesus zu führen. Heute sind evangelistische Grossanlässe eine Ergänzung, eine Möglichkeit, Menschen einzuladen, mit denen wir in freundschaftlicher Beziehung stehen. Der Event bietet eine Möglichkeit, ersetzt aber nicht das Teilen unseres Glaubens auf Beziehungsebene.

Der moderne Mensch steht gegen Evangelisation

Entsprechend gesellschaftlichen Werten sind klassische Inhalte der Evangelisation nicht gerade populär. Heute wird Toleranz grossgeschrieben. Die Gesellschaft fordert, dass niemand aufgrund seiner Lebenseinstellung oder Religionszugehörigkeit diskriminiert wird. Da ist die Botschaft, dass Jesus der einzig wahre Weg ist, eine Provokation.

Es gibt deshalb Christen, welche diesen Sachverhalt berücksichtigen, um die Inhalte der Evangelisation anzupassen. Auf Konzepte wie Bekehrung, Sünde, Umkehr oder Herrschaft Jesu wird verzichtet; dafür wird von einem «Weg zu besserer Lebensqualität» gesprochen.

Für die Welt war das Evangelium nie im Trend. Die Masse liebte es nie, sich als abhänig von Gott zu betrachten, Selbstbestimmung aufzugeben oder die dunkle Seite der eigenen Seele ins Auge zu fassen. Nein, das alles ist nicht gut für das menschliche Selbstwertgefühl und greift unseren Stolz an.

Doch genau deshalb ist Evangelisation wichtig. Und zwar nicht, um Menschen ihre Schlechtigkeit vor Augen zu malen – in einer Zeit, wo fast jeder unter Gefühlen von Minderwertigkeit und Ungenügen leidet, sind sie sich dessen wohl bewusst. Vielmehr brauchen sie jemanden, der ihnen erklärt, wie sie von Gott trotzdem angenommen werden können.

Wahrheiten und Ewigkeiten

Die Gesellschaft gibt Werte vor, damit wir uns danach richten. Diese Werte mögen gut oder schlecht sein, dürfen aber nicht mit Wahrheit verwechselt werden. Diese finden wir nur in Gottes Wort. Die Tatsache, dass wie die Bibel falsch verstehen können, soll uns demütig machen, aber nicht davon abhalten, unser Denken an Gottes Wort auszurichten. so erkennen wir, dass jeder Mensch eine Beziehung mit Jesus Christus braucht. Wir stellen auch fest, dass die Beziehung zu Jesus darüber entscheidet, wo wir die Ewigkeit verbringen werden.

Viele Dinge können wir unterschiedlich sehen und selbst Christen haben unterschiedliche Sichtweisen beispielsweise über die Beschaffenheit der Ewigkeit. Doch egal, wie wir die Sache drehen: Jesus zu kennen ist matchentscheidend. Wenn wir erkennen, wie wichtig es ist, uns auf die Ewigkeit vorzubereiten, brauchen wir kein grosses Mass an Nächstenliebe, um andere Menschen darauf hinzuweisen. Erst recht nicht, weil sie schon heute enorm davon profitieren können.

Die Liebe treibt uns an

Letztlich ist es die Liebe, die uns in der Evangelisation vorantreibt. Es ist die Liebe zu unseren Mitmenschen und viel mehr noch die Liebe zu Gott, welcher möchte, dass alle Menschen gerettet werden. Natürlich braucht es das Erkennen der Wahrheit, des Evangeliums. Rechte Lehre allein wird aber letztlich nur auf theoretische Weise zur Evangelisation weisen, während die Liebe zum tatsächlichen Handeln bewegt. Es braucht beides, das Wichtigste aber ist die Liebe.

Und damit sind wir wieder am Anfang dieser Ausführungen angekommen. Wer ein brennenes Herz für Jesus hat, braucht nicht von der Wichtigkeit der Evangelisation überzeugt zu werden. Für diese Person ist es ein Privilieg, sich dafür einzusetzen, dass andere Menschen zum Glauben an Jesus finden. Und wem die brennende Liebe zu Jesus fehlt, sollte sich unbedingt danach ausstrecken.

Dieser Artikel erschien zuerst im Magazin wort+wärch 2023 – 01

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Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Wort+Wärch EGW